Louis Lindemeyer - ein wahrheitsliebender Christ

 

11. Juli 1873: geboren in Eilensen (Dassel)

 

seit Oktober 1887 in Stadtoldendorf gemeldet

 

evangelischen Glaubens

 

Pferdeschlachter und Schrotthändler

 

verheiratet mit Auguste, geb. Dörries (1871 - 1942)

 

Söhne: Louis, Wilhelm, Gustav, genannt Ludwig (1894 - ?) und Otto Dörries

 

Eltern: Auguste, geb. Teichmüller (1846 - 1906) und Friedrich Lindemei(y)er (1849 - 1894)

 

Schwester: Auguste (1876 - ?) und Halbschwester: Clara Neubauer (1868 in Magdeburg - ?)

 

 

 

Mai 1943: Abmeldung des Gewerbes als "Pferdeschlachter"

 

1944: Anzeige der Haushälterin (Lebensgefährtin) wegen "Hortung von Silbergeld und Verächtlichmachung des Führers"

 

23.01.1944: Verhaftung in Stadtoldendorf wegen "Vergehens gegen das Heimtückegesetz", Verstoßes gegen die Kriegswirtschaftsverordnung "Zurückhaltung von Zahlungsmitteln" (Devisenvergehen). Tatsächlich werden bei der Hausdurchsuchung Silbertaler gefunden

 

08.02.1944: Überstellung ins Landgerichtsgefängnis Hildesheim (Gestapo)

 

10.05.1944: Besuch vom Rechtsanwalt im Hildesheimer Gefängnis: Mitteilung, dass die Strafsache wegen "geringer Bedeutung" vom Volksgerichtshof nun an den Staatsanwalt übergeben worden sei. Von einem Zuständigkeitsgerangel könne durchaus die Rede sein. So sei die Sache von der Gestapo Hildesheim, über die Staatsanwaltschaft, das Sondergericht, wieder zurück über die Staatsanwaltschaft, zum Reichsanwalt und letztlich zum Kammergericht Berlin gelangt. Verschlechterung des Gesundheitszustandes

 

23.06.1944: Verurteilung (Kammergericht Berlin) wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen gegenüber Hausgenossen zu drei Jahren Zuchthaus und dreijährigem Verlust der Bürgerrechte. Louis Lindemeyer habe Hitler als obersten Feldherren verächtlich gemacht sowie die Judenverfolgung kritisiert

Louis Lindemeyers Rechtsanwalt wertet das Urteil als günstig: "gerade im Hinblick auf die durch Zeugen bekräftigten staatsfeindlichen Äußerungen"

 

26.07.1944: Überstellung ins Zuchthaus Celle, weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes

 

22.12.1944: Überstellung ins Strafgefängnis Berlin Plötzensee

 

06.04.1945: Überstellung ins Landgerichtsgefängnis Potsdam

 

27.04.1945: Befreiung aus dem Gefängnis durch die Alliierten beim Einmarsch in Potsdam

 

18.07.1945: gestorben an den Folgen der Haft in Magdeburg

 

03.06.1947: Das Urteil des 1. Strafsenats des Kammergerichts Berlin vom 23.06.1944 wird aufgehoben

 

 

 

Nachbarschaftsstreitigkeiten, wohlmöglich eine verschmähte Liebe, aber vor allem politische Äußerungen werden Louis Lindemeyer zum Verhängnis. Denn: die Nationalsozialisten kritisiert man nie ungestraft: der Staatsanwalt hatte vier Jahre gefordert…

 

 

 

 

Stolperstein: Heiße Straße 2 (2009)

Blick in die Heiße Straße - vorn rechts: Roßschlachterei L. Lindemeyer Postkartenausschnitt - undatiert
Blick in die Heiße Straße - vorn rechts: Roßschlachterei L. Lindemeyer Postkartenausschnitt - undatiert