Rede zur zweiten Stolpersteinlegung: 14. November 2009

 

 

"Sehr geehrte Damen und Herren,

 

hier und heute vor Ihnen stehen zu dürfen, das ist für mich ein sehr bewegenden Moment.

 

Nach fast zwei Jahren werden erneut Bürger dieser Stadt, Opfer der NS-Zeit, geehrt: durch diese Feierstunde und morgen durch die Verlegung von 15 weiteren Erinnerungssteinen.

 

Das Projekt "Stolpersteine" ermöglicht die Wiederkehr ihrer Namen, ermöglicht die Konfrontation mit ihrem Leid im öffentlichen Raum.

 

Es ist ein besonderes Privileg und eine besondere Ehre, heute Abend auch einige Angehörige begrüßen zu können: ganz herzlichen Dank für Ihr Kommen - an Familie Siegeler, an Familie Wolff und an David Matzdorf.

 

Akten zu sichten, Daten abzugleichen und einzuordnen, Zeitzeugenberichte und wissenschaftliche Abhandlungen zu lesen, letztlich anhand nackter Fakten ein Leben zu konstruieren, dessen Qualen unvorstellbar sind, ist für mich als Nicht-Nachfahre, als sozusagen Von-Außen-Betrachtender, häufig unerträglich.

 

In diesen Augenblicken verbiete ich mir die Vorstellung: was wäre, wenn du wüsstest, dass deine Großmutter oder deine Urgroßmutter, dein Großvater, deine Tante, dein Onkel, dass ein Familienmitglied verspottet, erniedrigt, geschlagen, beraubt, verhaftet, deportiert und ermordet worden wäre!

 

Bis zur sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten sind die Bürger jüdischen Glaubens ein geachteter und akzeptierter Teil auch der Stadtoldendorfer Gesellschaft: sie sind gleichwertig integriert, besser: sie sind einfach nicht mehr wegzudenken. Trotz Weltwirtschaftskrise können sie so etwas wie Alltagsnormalität leben - und eine Zukunft scheint planbar - denn:

Die Bevölkerung aus Stadt und Land kauft gern bei Rothenbergs, bei Heinbergs, bei Rosenhains oder bei Lichtensteins: ob nun die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs, ob Schuhe, Stoffe, Manufakturwaren aller Art, Hüte oder eben auch Pelze. Rauchwaren bezieht man bei Theodor Wallhausen, dessen Tochter Grete Johanna Löwenstein wiederum für ihre meisterlichen Schneiderkünste bekannt ist.

Der Turnverein schmückt sich mit Gretes Bruder: Kurt Wallhausen gilt als begnadeter Turner, Motorradfahrer und Frauenschwarm. Er ist sogar Beiratsmitglied des TV 1887. Die im Wandergewerbe Tätigen versorgen die umliegenden Dörfer: sie sind dort gern gesehen: auch weil man so wohlmöglich den neuesten Klatsch aus der "Stadt" erfahren kann. Die meisten Stadtoldendorfer finden - und dies seit Generationen - sichere Arbeit in der Weberei A.J. Rothschild Söhne. Deren Gesellschafterfamilien werden hofiert, nicht nur wegen ihres sozialen Engagements, sondern auch, wenn sich die Stadtväter daran erinnern müssen, wem sie die städtische Infrastruktur zu verdanken haben. Nicht nur Heranwachsende sind froh, wenn sie beispielsweise als Köchin oder Hausangestellte bei Ullmanns, Wolffs, Schoenbecks oder Matzdorfs in "Stellung gehen" können, denn deren Familienfeiern und Gesellschaften bedeuten "die große weite Welt", zumal wenn - das Personal miteinbezogen - auswärtig in der "Metropole" Hannover getafelt wird.

 

Aber all das wird keinen Bestand haben und ändert sich jäh ab 1933: Helmut Löwenstein wird als jüngstes Stadtoldendorfer NS-Opfer keine 13 Jahre alt! All das zuvor Genannte kennt er bestenfalls aus Erzählungen - er wird es für Hirngespinste halten: sein Onkel Kurt (Wallhausen) hat als Jude umgehend den Sportverein zu verlassen, er wird in der Pogromnacht nach Buchenwald verschleppt, muss anschließend Zwangsarbeit leisten und wird zusammen mit seinem Neffe Helmut und dessen Familie (1942) ins Ghetto Warschau deportiert - niemand wird diesen Transport überleben - auch nicht Helmuts Mutter Grete Johanna. Als allein Erziehende ist sie für drei Kinder verantwortlich, ihr Schneiderhandwerk muss sie 1938 zwangsweise aufgeben: die Familie lebt fortan von der jüdischen Fürsorge, vom Zusammenhalt der jüdischen Gemeindemitglieder vor Ort und manchmal vielleicht auch von Nachbarschaftshilfen. Ausreisebemühungen in die USA und Argentinien schlagen fehl. Helmuts leiblicher Vater Bernhard Löwenstein wird als politischer Häftling 1941 nach unzähligen Verhören in Dachau ermordet. Helmut selbst muss die Bürgerschule nach nur zwei Klassen (im Dezember 1938) verlassen, fortan besucht er zusammen mit seinen nur unwesentlich älteren Geschwistern Margot und Ernst die Israelitische Gartenbauschule in Ahlem. Dort wird er für die Ausreise nach Palästina bzw. für irgendeine Emigration vorbereitet, bis auch diese Schule im Jahre 1941 schließen muss.

Am 25. März 1942 wird Helmut zusammen mit seiner Familie verhaftet und über Holzminden, Hildesheim und Hannover nach Warschau deportiert. Auch er muss, wie alle Verschleppten, Leibesvisitationen über sich ergehen lassen, auch er ist gezwungen, zum wiederholten Male eine Vermögenserklärung - als Elfjähriger - zu unterschreiben. Unmittelbar nach seiner Verhaftung hat sich Helmut von seinem Großvater Theodor Wallhausen verabschieden müssen. Jener weiß - und Helmut mag es spüren - dass beide sich nie wiedersehen werden: Helmuts Opa verstirbt im Februar 1943 in Theresienstadt. Es ist leider ungewiss, ob und wie lange Helmut seinen Großvater überleben kann.

 

Gewiss ist hingegen, dass Helmuts Leben keinerlei Normalität kennt: es leidet unter der Norm von Beginn an ausgegrenzt und beschränkt zu werden, von Beginn an einen Zwang zu verinnerlichen, niemals und nirgends auffallen zu dürfen, einen Zwang, sich bereits im Kindesalter extrem disziplinieren zu müssen. Einen beschränkten Freiraum bietet lediglich die Israelitische Gartenbauschule: vielleicht kann hier Helmut endlich - unter Gleichgesinnten - freier, kindgerechter Spielen und Lernen (?). Das Elternhaus, die Familie werden versucht haben, ihn und die Geschwister so gut wie eben möglich zu schützen. Sie sind gezwungen, Märchen zu erfinden: sie verweisen auf ein besseres, auf ein freieres Leben, auf das Paradies der immer wieder kurz bevorstehende Emigration: jetzt noch die kleine Durststrecke überstehen, vielleicht noch ein paar Wochen, du wirst sehen, Helmut: alles wird dann gut. Schließlich stehen wir auf der Warteliste und der Onkel aus Amerika hat die Devisen bereits gestellt. Vielleicht werten sie die grausamen Umstände als Gottes harte Prüfung: aber dann - später - dann werden wir alle endlich leben können!

 

Die Frage nach dem Warum wird Helmut jetzt nur noch stumm stellen. Seiner Naivität beraubt, will er die Antworten einfach nicht mehr glauben.

 

WARUM?

Warum werde ich gehänselt? weil ich den Fuß nachziehe?

Und der da im Radio, mit ähnlichen Problemen, der darf schreien, brüllen bis er heiser ist?

aber ich nicht: ich soll mich immer beherrschen!

warum darf ich nicht mit anderen Kindern spielen?

warum besucht mich eigentlich niemand?

warum habe ich keine Freunde?

warum darf ich nicht ins Kino?

warum nicht zum Schwimmen?

warum durfte ich Onkel Kurt so lange Zeit nicht sehen? weil er neuerdings eine Glatze trägt? und wo ist überhaupt sein Motorrad?

unser Radio?

warum müssen wir alles und jenes abgeben?

warum redet niemand mehr mit uns?

warum wird mein und euer Grüßen nicht erwidert?

warum gehen wir eigentlich nie mehr einkaufen?

warum soll ich mit "Israel" unterschreiben, ich heiße doch Helmut?

warum haben wir alle diesen blöden Stern zu tragen?

und warum soll ich mit zu diesem Arbeitseinsatz?

WARUM?

 

Hätte Helmut Löwenstein den Holocaust überlebt, er wäre heute 79 Jahre alt. Vielleicht könnte er verzeihen und wäre heute Abend hier: auch um zu uns zu sprechen.

Aber: was würden wir ihm auf seine Frage(n) nach dem WARUM antworten?

 

Helmut Löwenstein hat kein Grab: geblieben sind eine Kennkarte, wenige Akten, drei Fotos - in schwarz-weiß: Motiv: Helmut meist zusammen mit Margot und Ernst, den Geschwistern, im Garten, auf einem Schlitten im Schnee.

Scheinbar ganz normale Kinderfotos: aber ohne Lachen, ohne den Ansatz eines Lächelns.

 

Seit Dezember 2007 erinnern Stolpersteine in der Neuen Straße 34 an Helmuts Schicksal und an das Schicksal seiner Familie.

 

Wohl wissend, dass es unmöglich ist, den heute zu ehrenden Opfern in ihrer Persönlichkeit und in ihrem Leidensweg gerecht zu werden, hätte ich im Folgenden dennoch gern versucht, Ihnen jeden einzelnen und dessen Familie ein bisschen näher zu bringen.

 

Da meine Redezeit leider sehr beschränkt ist, kann ich Ihnen lediglich exemplarisch die Schicksale dreier Familien (Fam. Braun, Fam. Wolff und Fam. Matzdorf) vorstellen.

Ich bitte diesen Umstand bereits jetzt zu entschuldigen!

 

 

Fam. Braun

 

Salomon Braun lebt mit seiner Familie seit 1893 in Stadtoldendorf; er ist fortan Seelsorger der jüdischen Gemeinde, gleichzeitig aber auch Lehrer der jüdischen Schule. Während des 1.Weltkrieges unterrichtet Salomon auch an der Bürgerschule.

Salomon Braun ist in unserer Kleinstadt und darüber hinaus eine hoch geachtete Persönlichkeit: ein weiser Mann, ein Gelehrter, den man gern - nicht nur in religiösen Dingen - um Rat fragt.

1923 stirbt seine 2. Ehefrau Bertha, geborene Oppenheimer. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof.

Salomon Braun hat 8 Kinder, drei werden in Burgsteinfurth, fünf in Stadtoldendorf geboren.

 

Apropos Kinder: alle Kinder hier im Ort kennen und lieben ihn - oder besser: sie lieben seine unwiderstehlichen Karamellbonbons. Die Kinder wissen genau, wann und wie Salomon zur Synagoge gelangt, sie lauern ihm auf, halten ihn fest und verlangen unter Jauchzen "Wegegeld", was Salomon jedes Mal aufs Neue amüsiert.

Aber natürlich - bereitwillig zahlt er immer - in Bonbons!

ABER merkwürdig: die Preise scheinen wöchentlich zu steigen.

Ab 1933 warten andere, halten andere ihn fest: und deren "Wegegeld" ist leider nicht mit Karamellen zu begleichen!

Gottesdienste in den Synagogen werden ab Dezember 1936 verboten; im März 1938 verlieren die jüdischen Gemeinden ihren Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts; sie gelten nun als "Vereine" und müssen sich im Vereinsregister eintragen.

Salomon Braun ist nun Vorbeter eines eingetragenen Vereins!

In der Reichspogromnacht wird die Stadtoldendorfer Synagoge zerstört und geplündert. Sie in Gänze niederzubrennen scheuen die örtlichen Nationalsozialisten. Aufgrund der direkt angrenzenden Fachwerkhäuser entfachen sie nur ein kleineres Feuer, zertrümmert stattdessen aber die großen Scheiben. Später wird das Synagogengebäude auf Abbruch verkauft, die Stadt behält das Grundstück.

Die Thorarollen werden auf dem Dachboden der Bürgerschule "sichergestellt" und erst im Dezember 1958 an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen zurückgesandt.

 

Aber zurück zu Salomon Braun: in der Pogromnacht wird er zusammen mit seinem Sohn Arthur sowie 11 weiteren Stadtoldendorfer Bürgern jüdischen Glaubens verhaftet und ins Gerichtsgefängnis Holzminden überstellt. Am folgenden Tag entlassen ihn die Nationalsozialisten aufgrund seines Alters - denn Salomon Braun ist 83 Jahre alt.

Im August 1939 verabschiedet er sich verbittert aus Stadtoldendorf, er zieht zusammen mit seiner Haushälterin und späteren Schwiegertochter Helene Kunert und seinem Sohn Arthur nach Hannover. Vielleicht hegt Salomon Braun doch noch die Hoffnung, dort in der Großstadt könnten zumindest seine Kinder dank der Anonymität mehr Sicherheit finden?

Ein Trugschluss, wie sich zeigen wird. Gottlob bleibt Salomon Braun diese Wahrheit erspart: er stirbt in Hannover im Alter von 85 Jahren (im Juni 1940).

 

Sein Sohn Arthur ist bis zu seiner Erwerbsunfähigkeit 1938 in Stadtoldendorf als Handlungsgehilfe tätig; er leidet kriegsbeschädigt unter einer Neurasthenie. In der Pogromnacht wird Arthur für einige Wochen ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.

Reichsweit internieren die Nationalsozialisten vom 10. bis 14. November 1938 allein in Buchenwald 10.000 jüdische Männer.

 

"Einige Wochen in Buchenwald". Was bedeutet das eigentlich?

 

Der Aufbau des Sonderlagers ist noch nicht abgeschlossen: drei zusätzliche Behelfsbaracken können erst nach dem 12. November fertig gestellt werden: Sie besitzen keine sanitären Anlagen, weder Fenster, noch Heizung, nicht einmal Fundamente, Stroh und Decken fehlen ebenfalls.

Arthur Braun,

Paul Heinberg,

Paul Jacobson,

Theodor Lichtenstein,

Julius Rosenhain,

Julius Rothenberg,

Hermann Schartenberg,

Albert Schoenbeck,

Julius Stein,

Dr. Heinrich Ullmann sowie Kurt und Theodor Wallhausen durchleben Enge, Schlafentzug, Durst, Schmutz und tagein, tagaus Exzesse der Gewalt. Beim Eintritt ins Lagertor - sie lesen: "Jedem das Seine" - werden sie von den SS-Wachmannschaften schwer misshandelt. Stehend oder sitzend verbringen sie den Tag auf dem Appellplatz, um sich viele hundert blutüberströmt, manche nur in Nachthemd und Hausschuhen.

Ein Mithäftling erinnert sich: "Nichtsdestoweniger bereitete uns der eigene Körper die größte Pein. Wir hatten alle das große Bedürfnis austreten zu müssen, und wir konnten nirgends hingehen, wir mussten in unsere Kleider machen… wir fühlten uns so elend und herabgewürdigt".

Tagsüber wird den Häftlingen das Kopfhaar geschoren.

Bereits während des Transports sind die meisten schikaniert und gequält worden; im Weimarer Bahnhof setzt sich das Martyrium fort: Arthur Braun und die anderen werden in die Bahnunterführung getrieben: die Treppe ist mit Seife beschmiert. Diejenigen, die ausrutschen erhalten Kolbenschläge, die "Standhafteren" erhalten Schläge auf Kopf, Rücken und ins Gesicht. Dann heißt es "Gesicht zur Wand, Hüte runter - und nicht umdrehen!" Auch jetzt schlagen die SS-Schergen immer noch blind drauflos. Eineinhalb Stunden müssen ihre Opfer bewegungslos im Dunkeln verharren, dann geht es ins Lager.

Der Appellplatz füllt sich täglich; ein Augenzeuge: "Drei Tage und Nächte dauerte dieser Zustrom. Ich habe im 1.Weltkrieg auf manchem Hilfsplatz schon vieles erlebt, aber hier, mitten im Frieden, unter einem Kulturvolk des 20. Jahrhunderts, war der Boden getränkt von Blut und Eiter!".

Neben Verletzten liegen bereits Tote. Verwirrte halten Ansprachen gegen Hitler, es gibt immer noch kein Wasser, kein Verbandszeug, geschweige denn Medikamente und jeder Hilferuf erstickt am Lagerzaun.

Die korrupte SS-Führung plündern die Häftlinge vollkommen aus: sämtliche verbliebenen Wertsachen müssen abgegeben werden - darunter auch alle Wertpapiere.

In der Hoffnung, das Elend zu lindern, wechseln Autos, Motorräder und anderes durch Überschreibung den Besitzer.

(Hierbei kommt der SS der Erlass vom 03. Dezember 1938 zu pass: er erklärt Führerscheine und Zulassungsbescheinigungen für Juden für ungültig)

Nach zwei Tagen erhalten die Häftlinge das erste Getränk. Es folgt eine warme Mahlzeit: Gulasch aus gepökeltem Walfleisch: in der Nacht bricht daraufhin eine Epidemie aus: Tausende leiden nun unter akutem Durchfall. Sie müssen sich erneut beschmutzen, denn die SS verbietet ihnen das Aufsuchen der Latrinen.

Der mehrtägige Schlafentzug, der Durst, der Hunger und die ständige Bedrohung führen in den Wahnsinn, führen zu Tobsuchtsanfällen. Manche wählen den Freitod am elektrischen Zaun. Diejenigen, die die Nerven verlieren, werden in eine alte Waschküche gesperrt und dort erschossen.

Nach einer Woche setzt in der Sonderzone das Sterben ein: Todesursachen sind Lungen- und  Darmentzündungen, die Folgen von Amputationen erfrorener Gliedmaße, Meningitis und Paratyphus; vor allem sind Diabetiker betroffen, denen jede Hilfe versagt bleibt.

Erst am 18. November können die Insassen des Sonderlagers ihren Angehörigen schreiben - der genaue Wortlaut wird von den Nationalsozialisten diktiert: Arthur Braun schreibt: "Lieber Vater. Ich sitze hier ein, mir geht es gut. Schicke mir Unterzeug, Hemd, Hose, Strümpfe. Nichts anderes, nichts Schriftliches einlegen, es besteht Briefsperre!"

Zehn Tage nach dem Pogrom werden - nach Vorgabe der Gestapoleitstellen - die Inhaftierten nach und nach entlassen. Im Mittelpunkt steht dabei die Erpressung zur Auswanderung und zur Aufgabe des Besitzes.

So lärmt der Lagerlautsprecher: "Alle Judenvögel herhören! Ihr bleibt solange hier, bis ihr eure Geschäfte, Fabriken und Häuser verkauft habt und beweisen könnt, dass ihr schleunigst auswandern werdet".

Viele hatten nach den in Buchenwald erlebten Torturen keine andere Wahl, als alles aufzugeben und aus Deutschland zu emigrieren - wenn sie es denn konnten!

Keiner der Inhaftierten wird ohne physische und psychische Spätfolgen davonkommen.

Die Angst und die Drohung erneut in ein Konzentrationslager verschleppt zu werden, sind nun ständigen Begleiter. Ständige Begleiter auch von Arthur Braun und seinen Stadtoldendorfer Leidensgenossen.

Die eigene Macht- und Hilflosigkeit wird nun auch in den Familien unerträglich. Die Willkür und die mörderischen Fantasien der Nationalsozialisten scheinen nun grenzenlos.

 

Arthur Braun wird am 2. Dezember 1938 aus dem Sonderlager Buchenwald entlassen.

Kurz nach dem Umzug nach Hannover, heiratet er im Oktober 1939 in Breslau Helene Kunert.

Im September 1941 sind beide gezwungen die väterlichen Wohnung zu verlassen und in das sogenannte "Judenhaus in der Josephstr. (22)" umzuziehen: dort wohnen 78 Personen, sehr beengt - beispielsweise auf dem unbeheizbaren Dachboden.

Im November (1941) entstehen Gerüchte bzw. wird bekannt, dass die jüdischen Bürger aus Hannover deportiert werden sollen.

Am 14. Dezember werden Arthur und Helene Braun zusammen mit 999 Hannoveranern - unter ihnen 100 Kinder - zum neu eingerichteten Sammellager auf dem Gelände der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem verfrachtet.

Dort müssen sie langwierige Gepäckkontrollen und Leibesvisitationen über sich ergehen lassen. Stundenlang warten sie bei miserablem Winterwetter im Freien. Ihre Wertsachen - sogar Kämme und Spiegel - sind abzuliefern. Körbeweise werden Gegenstände wie Uhren, Ringe, Füllfederhalter fortgetragen. Am nächsten Morgen werden sie auf Lastwagen zu einer Sonderrampe am Bahnhof Fischerhof gefahren, von dort geht es per Personensonderzug nach Riga - eine Nacht müssen die Deportierten noch in den eiskalten Wagons warten, dann führt man sie ins Ghetto.

Bereits im Oktober ist das Ghetto Riga geschlossen worden.

Um Platz zu schaffen, werden mehr als 27.500 lettische Juden ermordet.

Die Neuankömmlinge des Transportes aus Hannover sind vom Anblick des Ghettos geschockt: überall sind die blutigen Spuren der Räumung noch sichtbar. Auf den Tischen stehen gefrorene Essensreste, die Wohnungen sind geplündert worden. Acht bis zehn Personen teilen sich nun zwei Zimmer. Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal.

Nach ein paar Tagen zwingt man die Männer zum Barackenbau ins Lager Salaspils. Die nicht Arbeitsfähigen werden erschossen.

Aufgrund seiner Erkrankung ist davon auszugehen, dass Arthur Brauns Leben hier endet. Arthur Braun ist zu diesem Zeitpunkt 46 Jahre alt.

 

Es bleibt ungewiss, wie lange seine Frau Helene das Ghetto überleben kann. Vielleicht hat sie sich "freiwillig" für einen "Arbeitseinsatz" in der Fischfabrik Dünamünde gemeldet - in der Hoffnung auf leichtere Arbeitsbedingungen. Sie kann nicht ahnen, nicht wissen, dass "Dünamünde" ein reines Fantasieprodukt ist: weder gibt es eine Fischfabrik, noch einen Ort dieses Namens. Wirklichkeit ist vielmehr das Erschießungsgelände.

 

Über Arthurs ältere Schwester Klara ist nur wenig bekannt. Seit 1893 lebt sie zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern in Stadtoldendorf. Als ihr Vater und ihr Bruder Stadtoldendorf verlassen, zieht Klara im August 1939 zu Verwandten nach Aurich. Später lebt sie in Berlin.

 

Am 15. August 1942 wird Klara Braun - zusammen mit gut 1.000 Berliner Leidensgenossen - auch nach Riga deportiert, wo sie direkt nach der Ankunft in einem Massengrab erschossen wird. Klara Braun wird 53 Jahre alt.

Ihre jüngeren, in Stadtoldendorf geborenen Schwestern Martha und Paula sowie ihre älteren Geschwister Else und Julius überleben den Holocaust.

 

Schwester Ida, verheiratete Steinberg, hingegen wird in Treblinka ermordet.

 

Klara Braun, Helene Braun, geb. Kunert und Arthur Braun erhalten morgen Erinnerungssteine in der Neuen Straße 7.

 

 

 

Fam. Wolff

 

Dr. Richard Wolff, der Ingenieur und Philologe, ist zugleich Weltbürger, Freigeist und ein nicht nur sozial denkender, sondern auch handelnder Intellektueller. Neben seinem jüdischen Glauben vereint er somit all die Attribute, die die Nationalsozialisten verachten - aber auch fürchten.

 

1919 tritt Richard Wolff die Nachfolge seines Vaters Oscar an: er wird technischer Leiter - ein Spezialist auf dem Gebiet der Stofffärbung - und persönlich haftender Gesellschafter der Weberei A.J. Rothschild Söhne. Im selben Jahr heiratet Richard Wolff die Schweizerin Valeria Lippmann. Zwei Jahre später, im Dezember 1921, kommt Sohn Günther zur Welt.

 

Am so genannten "Tag von Potsdam" (21. März 1933) - zwei Tage vor der Verabschiedung des Reichsermächtigungsgesetzes - zeigen die neuen Machthaber vor Ort, wenn auch nur ansatzweise, ihr wahres Gesicht: Dr. Richard Wolff wird - zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern der Weberei: Dr. Schoenbeck und Wilhelm Matzdorf - verhaftet, zu Fuß zum Gerichtsgefängnis geführt und dort für Stunden festgehalten. Die Nationalsozialisten nennen dies: in "Schutzhaft" nehmen. In der örtlichen Presse - im Täglichen Anzeiger - ist später zu lesen: die Arbeiter hätten sich beschwert, da die angeordnete Freischicht zum National-Feiertag nicht gewährt worden wäre. Erst mit der Zusage, den Feierabend doch entsprechend vorzuverlegen, wären die Direktoren wieder freigelassen worden.

 

Diese "In-Schutzhaft-Nahme" erfolgt ohne jegliche Rechtsgrundlage.

 

Dennoch scheuen die örtlichen und überörtlichen Nationalsozialisten - ihre Macht ist noch nicht grenzenlos - zunächst die Ausschaltung der jüdischen Gesellschafter bzw. die Zerschlagung der Weberei Rothschild. Noch fehlt den Nationalsozialisten eine - wenn auch scheinlegale - gesetzliche Grundlage oder halt der passende Vorwand.

 

Außerdem: die Weberei, eine Weltfirma, der größte Arbeitgeber im Kreis Holzminden, ein Unternehmen, von dem gut Dreiviertel der Stadtoldendorfer Bevölkerung unmittelbar oder mittelbar lebt, wer soll sie führen? Und: wie ist sie zu stehlen?

Im Juni 1937 wird man, besser wird die Devisenfahndungsstelle in Hannover fündig. Sie behauptet, die Firma habe ihre ausländischen Devisenbestände verschleiert und damit gegen die 1931 eingeführte Devisenkontrolle verstoßen.

(bei der Amsterdamer Tochterfirma AIROS sind 125.000 Gulden geparkt)

 

Im August 1937 werden die Gesellschafter Dr. Richard Wolff, Dr. Schoenbeck, Wilhelm Matzdorf und Eduard Künstler verhaftet und ins Gerichtsgefängnis Braunschweig überstellt; erst ein Jahr später beginnt der Prozess "wegen Devisenvergehens" vor dem dortigen Sondergericht.

 

Die Nationalsozialisten nutzen die Untersuchungshaft, um die Weberei sowie die Liegenschaften der jüdischen Gesellschafterfamilien zu rauben - sie nennen es "arisieren". Dabei arbeiten Stadtverwaltung, Landrat, Finanzamt, Parteiorgane, Industrie- und Handelskammer, das Innenministerium in Braunschweig und das Reichswirtschaftsministerium Hand in Hand.

 

Im Oktober 1937 wird den vier persönlich haftenden Gesellschaftern das Verfügungsrecht über die Weberei entzogen und ein Treuhänder (Staatsbankdirektor Rudolf Bartels, HOL) eingesetzt.

 

Im Februar 1938 werden die Gesellschafter der Kommanditgesellschaft Rothschild in einer außerordentlichen Versammlung im Gerichtsgebäude des Amtsgerichts Braunschweig gezwungen, dem Raub ihrer Weberei zuzustimmen.

Zwei Monate später (April 1938) erfolgt die Übernahme durch Wilhelm Kübler: Kreisleiter Knop und Gauwirtschaftsberater Weidemann sowie Treuhänder Bartels sichern die Finanzierung seitens der NSDAP zu.

 

Zu diesem Zeitpunkt beträgt allein der Wert des Maschinenparks der Weberei 4,3 Mio. RM. Der Innenminister des Landes Braunschweig teilt dem Reichswirtschaftsministerium im Geheimen mit, dass in das Unternehmen schätzungsweise ca. 5 Mio. RM investiert worden seien.

 

Der Kaufvertrag - vom Februar 1939 - unterschlägt diese Zahlen; letztlich beträgt der Kaufpreis 735.000 RM! Die Verkäufer sehen davon jedoch keinen einzigen Reichs-Pfennig.

Das Geld wandert direkt auf ein Sperrkonto.

 

Aber zurück zum Devisenprozess: dieser beginnt im Juli 1938 und dauert vier Verhandlungstage.

 

Dr. Richard Wolff wird zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und 5 Monaten (wobei die Untersuchungshaft angerechnet wird) sowie einer Geldstrafe von 100.000 RM verurteilt und anschließend ins Zuchthaus Hameln überstellt.

 

In den Verhören bekräftigt Richard Wolff immer wieder wahrheitsgemäß seine Unschuld. Er betont lediglich fahrlässig gehandelt zu haben, indem er seine Unterschrift gab für Unterlagen, die ihm vom Prokuristen der Firma vorgelegt worden seien, die er aber nicht nachgeprüft habe.

 

Dr. Richard Wolff bewahrt seine Würde.

Er sagt: ihr wollt mich doch gar nicht.

Als Jude zählt ihr mich doch gar nicht zur deutschen Volksgemeinschaft.

Warum soll ich dann zu eben jener Volksgemeinschaft zurück gewonnen werden?

Das macht doch gar keinen Sinn.

Nach seiner Entlassung beabsichtigt Richard Wolff daher sofort auszuwandern.

 

Der Gefängnisdirektor lässt schreiben: "Wolff verlässt die Anstalt in der selben inneren Haltung, in der er gekommen ist." - ein Kompliment, ein lebensgefährliches Kompliment!

 

Für die Gestapo steht von Anbeginn fest, Richard Wolff nach Verbüßung seiner Haftstrafe nicht freizugeben. Die Angehörigen wissen davon nichts, sie hoffen bis zu letzt und ahnen nicht, welch teuflischen Spiel jene Schergen verfolgen werden.

 

Die Familie, vor allem Valeria, die Ehefrau, aber auch Marianne, Richard Wolffs Schwester, versuchen nun verzweifelt seine Freilassung bzw. Ausreise zu erwirken.

Marianne - wie Richard in Stadtoldendorf geboren und aufgewachsen - heiratet 1912 den bekannten Mathematiker Emil Hilb, beide leben fortan in Würzburg. 1914 wird Tochter Irene geboren, 1918 folgt Anneliese. Emil Hilb, bereits 27-jährig zum Professor berufen, leistet wichtige mathematische Beiträge: er ist beispielsweise Autor und Mitherausgeber der "Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften". Marianne und Emil Hilb führen ein "offenes Haus" - das heißt: nicht nur Studenten sind bei ihnen jederzeit willkommen - beide engagieren sich im kulturellen Leben der Stadt. 1929 verstirbt Emil Hilb im Alter von 47 Jahren an einem Herzschlag.

 

Nach der Verurteilung ihres Bruders Richard holt Marianne ihre Mutter Gertrud zu sich nach Würzburg. In der Pogromnacht wird ihre Wohnung verwüstet. Marianne Hilb ist couragiert: Sie wendet sich an die Gestapo und erstattet Anzeige: tatsächlich erhält ihre 76-jährige Mutter eine entwendete Kassette zurück.

 

Da im Mai 1939 mit Richard Wolffs Entlassung zu rechnen ist, beantragt Valeria für sich und stellvertretend für ihren Mann ein halbes Jahr zuvor (im Dezember 1938) die Ausstellung von Reisepässen. Beigefügt sind die Bescheinigungen der Auswandererberatungsstelle Berlin - deren Bescheinigung ist zwingend, da nur so Auswanderungsbestrebungen nachgewiesen werden können. Beigefügt ist aber auch ein Schreiben der Schweizer Gesandtschaft - allerdings nur für Valeria. Das Nachreichen der Schweizer Dokumente für Dr. Richard Wolff bleibt aus ungeklärten Gründen aus.

 

Der Bürgermeister und das Finanzamt erheben keine Einwände, sie erteilen die Unbedenklichkeitsbescheinigung, da die Antragsteller über ihr Vermögen, ihren Besitz bereits nicht mehr verfügen: denn: entweder werden Besitz und Vermögen von einem Treuhänder verwaltet oder sie befinden sich bereits auf Sperrkonten.

Die Gestapo antwortet dem Bürgermeister zynisch: keine Bedenken gegen die Ausstellung der Reisepässe - falls die Ausreise glaubhaft nachgewiesen werden könne.

Valeria Wolff gerät unter Zugzwang, als die Schweizer Gesandtschaft ihr mitteilt, dass sie sich bis spätestens Februar 1939 in Basel anzumelden habe.

Anfang Januar (1939) kann sie endlich ein neues Gutachten der Auswanderungsberatungsstelle nebst Vorvisum - nun für Bolivien - für den Passantrag ihres Mannes nachreichen.

Sowie: eine Bescheinigung der American Lloyd: "der Passagier Wolff ist für eine Abfahrt im März 1939 vorgemerkt".

 

Valeria Wolff erhält ihren Reisepass im Januar 1939 in Stadtoldendorf, das Meldebuch vermerkt: "ausgewandert in die Schweiz".

 

Eineinhalb Monate später beantragt die Gestapo beim Zuchthaus Hameln die Überstellung von Richard Wolff in das Konzentrationslager Sachsenhausen.

 

Nach neun Monaten verstirbt dort Dr. Richard Wolff - im Alter von 51 Jahren - am 03. Februar 1940 im "Häftlingskrankenbau" an "Lungenentzündung".

 

Ende 1940 zieht Marianne - zusammen mit ihrer Mutter - (von Würzburg) zu Tochter Irene nach Frankfurt am Main.

Im Mai 1942 wird Marianne Hilb (52 Jahre alt) - zusammen mit ihrer Tochter Irene (nun 28 Jahre alt) - von Frankfurt aus zusammen mit über 900 Menschen, darunter viele Heimkinder, in den Distrikt Lublin deportiert. Niemand wird diesen Transport überleben. Marianne und Irene Hilb werden im Vernichtungslager Treblinka ermordet!

 

Gertrud Wolff bleibt allein in Frankfurt zurück: an ihrem 80. Geburtstag werden ihre Tochter und ihre Enkelin nach Polen verschleppt. Die Wohnung ist versiegelt, sämtliche Gegenstände sollen versteigert werden. Das Wenige, was noch bleibt, ist bereits mehrfach registriert. Ihr Besitz, der Familienbesitz sind ergaunert und geraubt. Und der kleine Rest bleibt - bis auf ein Taschengeld - gesperrt.

 

Seit fast einem Jahr wird sie nun gezwungen einen Judenstern zu tragen. Sie darf ihren Wohnort nur nach polizeilicher Erlaubnis verlassen - überhaupt: sie darf das Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen, sie darf keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen - öffentlich telefonieren ist verboten, ebenso der Bezug von Zeitungen. Im Sommer waren alle entbehrlichen Kleidungsstücke abzuliefern, zuvor Schmuck und Tafelsilber. Die Bezugsscheine für Kleidung, Schuhe, Seife sind eingestellt. Zum Friseur darf sie auch nicht mehr, sie darf keine Haustiere halten und: keine deutschen Trachten kaufen!

Gertrud Wolff hat ihren Sohn verloren, sie hat ihn beerdigen müssen. Man hat ihn verhöhnt und gequält; allein Enkel Günther, der seit 1936 in einem Schweizer Internat lebt, und Enkelin Anneliese in England scheinen in Sicherheit.

 

Gertrud Wolff versteht die Welt nicht mehr. Sie erinnert sich an die sorglosere Zeit als "Frau Kommerzienrat": an die öffentliche Achtung, an den Respekt der Arbeiter, der Angestellten und auch der "Großkopferten": ihr fallen die prachtvollen Feierlichkeiten zur Eröffnung des Kellbergturms ein - im Volksmund: der "Eiserne Oscar" genannt, auch muss sie an die zahlreichen Familienfeste denken, das waren allesamt gesellschaftliche Großereignisse dieser Kleinstadt, mit Ergebenheitsbezeugungen,

"die besten Segenswünsche",

"zur Vermählung ihres Sohnes",

"ergebenst" …

 

Sie denkt an bittere Stunden, an die Beerdigung ihres Mannes Oscar im Jahr 1923… aber auch hier: Hochachtung allenthalben… Gertrud Wolff denkt an die zahlreichen Schenkungen und Stiftungen, die beispielsweise den Namen ihres Schwiegervaters tragen: an die Unterstützung für Bedürftige, dann die Einführung der freiwilligen Pensionskasse, später die Zusatzkasse der Weberei, letztlich denkt sie auch an ihre eigene Stiftung, die "Gertrud-Wolff-Stiftung": dank Freibetten: kostenlose Behandlung im Krankenhaus Charlottenstift.

 

Gertrud Wolff kann sich noch genau an die Worte des Bürgermeisters Sünnemann erinnern, als die Hakenkreuzfahne im April 1938 über der Firma Rothschild weht: "Ich danke dem Führer, der es ermöglichte, dass die jüdischen Parasiten entfernt werden konnten!"

 

Gertrud Wolff versteht die Welt nicht mehr. Sie wird am 18. August 1942 von Frankfurt a. M. aus mit gut 1.000 Leidensgenossen - meist Insassen jüd. Altersheime und jüd. Krankenhäuser - ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Nationalsozialisten nennen es "Altersghetto", eine nette Umschreiben für den Vorhof zu Hölle: denn das Ghetto gilt als Zwischenstation in die Vernichtungslager.

 

Zwei Tage zuvor werden die meist hinfälligen Menschen, dreifach angezogen, einen Koffer oder einen Brotbeutel in den Händen, am Nachmittag auf Last- und Leiterwagen gesetzt und zu den Sammelstellen gebracht. Dort schlafen sie beengt auf Matratzen und werden nochmals von der Gestapo abgefertigt. Abends setzt sich der Zug nach Theresienstadt in Bewegung. Vier Tage nach der Ankunft dort verstirbt Frau Gertrud Wolff am 23. August 1942. 

 

Gut zwei Monate später: am 12. Oktober (1942) - nur die Gräber auf dem jüdischen Friedhof bezeugen noch die Existenz der Familie Wolff - entblödet sich Stadtrat von Campe - laut Sitzungsprotokoll - indem er folgenden Antrag stellt: Niederlegung des aus jüdischen Besitz stammenden Kellbergturms: "Umlegen, da jüdisch!"

 

Dr. Richard Wolff erhält morgen einen Erinnerungsstein in der Schulstraße 4.

Marianne Hilb und Gertrud Wolff, geborene Ostwald, erhalten morgen Erinnerungssteine in der Hoopstraße 2.

 

 

 

Fam. Matzdorf

 

Auch Wilhelm Matzdorf wird als Mitgesellschafter der Weberei Rothschild ein Opfer des Devisenprozesses. Unschuldig ist er gezwungen, die Haftstrafe ebenfalls im Zuchthaus Hameln zu verbüßen.

 

Bereits Ende 1938 stellt Wilhelm Matzdorf ein Gnadengesuch beim Generalstaatsanwalt in Braunschweig - er hofft die Haftzeit verkürzen zu können. Da er beabsichtigt in die USA auszuwandern, bitten seine Rechtsanwälte im Januar 1939 Stadtoldendorfs Bürgermeister um eine Bereinigung des polizeilichen Führungszeugnisses: da die USA ein Visum nur bewilligen, wenn keine Strafen vermerkt sind.

Das Gnadengesuch wie auch das erforderliche Führungszeugnis werden verweigert.

 

Im Januar 1939 erhält Wilhelm Matzdorf die Bescheinigung der Auswandererberatungsstelle für die Emigration nach Argentinien. Zeitgleich beantragen seine Anwälte einen Reisepass.

 

Die Gestapo antwortet daraufhin der Stadtpolizeibehörde in Stadtoldendorf: einer Passausstellung könne erst nach Verbüßung der Zuchthausstrafe näher getreten werden - auch hier: das bekannte, niederträchtige "Spiel" der Gestapo.

 

Nach Ablauf seiner Haftzeit wird Wilhelm Matzdorf im Oktober 1939 in "Schutzhaft" genommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt.

 

Als jüdischer Bürger hat man zu dieser Zeit keine Chance, ein Konzentrationslager lebend zu verlassen.

 

Zwei Tage nach seinem 50. Geburtstag verstirbt Wilhelm Matzdorf am 28. Januar 1942 in Sachsenhausen.

 

Zu diesem Zeitpunkt ist seine Ehefrau Alice, geborene Frank, bereits seit fast einem Jahr tot.

 

Im Oktober 1918 hat sie Wilhelm geheiratet: 1920 wird Tochter Elisabeth in Stadtoldendorf geboren, 1922 folgt Sohn Kurt-Heinz.

Alice leidet unter einer psychischen Erkrankung, die man aus heutiger Sicht umgangssprachlich mit "manisch depressiv" beschreiben könnte. Seit Mai 1933 hält sie sich ständig in der Privatklinik von Dr. Hertz in Bonn auf.

Eine Klinik mit exzellentem Ruf, bekannt für ihre fortschrittlichen Behandlungsmethoden, bekannt aber auch für ihre internationalen Patienten aus "besseren Kreisen".

 

1933 funktionieren die Nationalsozialisten das Gesundheitswesen nach ihren rassischen Vorstellungen um: sogenannte "Erbgesunde" werden gefördert, während Kranke, Behinderte und sozial Auffällige Vernachlässigung und Diskriminierung erfahren. Die in Heil-, Pflege- und Erziehungsanstalten lebenden Menschen gelten nun als ökonomische Belastung und im offiziellen Sprachgebrauch werden sie als "Ballastexistenzen" und "lebensunwertes Leben" bezeichnet. Nach dem seit Juni 1933 geltenden "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" werden ca. 400.000 angeblich "erbkranke Menschen" - darunter auch Fürsorgezöglinge, "Asoziale", Kriminelle und Alkoholabhängige - zwangsweise sterilisiert.

 

Alice Matzdorfs Erkrankung - damals "zirkuläres Irresein" genannt - fällt auch unter dieses Gesetz: die Privatklinik kann sie jedoch schützen - noch schützen!

 

Mit der Entfachung des 2. Weltkrieges beginnt auch die systematische Erfassung und Ermordung der Patienten von Heil- und Pflegeanstalten. Eine von der Kanzlei des Führers in Zusammenarbeit mit dem Reichsinnenministerium gegründete Organisation mit Sitz in Berlin (Tiergartenstraße 4) plant und organisiert die als "Euthanasie" bezeichnete Krankentötungen. 70.000 angeblich "arbeitsunfähige" und "unheilbar kranke" Anstaltsbewohner werden bis August 1941 in sechs speziell dazu eingerichteten Gasmordanstalten im Deutschen Reich ermordet. Die betroffenen Familien erhalten falsche Angaben über den Tod, gefälschte Sterbepapiere und auf Wunsch die falsche Asche ihrer Angehörigen.

 

Nach 1942 werden die Gasmordanstalten wieder in Heilanstalten umgewandelt oder zur Tötung von KZ-Häftlingen benutzt. Ein Großteil des T4-Personals geht nach Polen und beteiligt sich in den Konzentrationslagern an der "Vernichtung der europäischen Juden".

 

Im Deutschen Reich weiten sich die "Euthanasie"-Morde bis 1945 aus: In vielen Anstalten werden die Kranken mit Überdosen von Medikamenten und durch Nahrungsentzug von Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern ermordet.

Zu den Opfern dieser zweiten Phase zählen Menschen, die nach Bombenangriffen mit Verwirrungszuständen aufgefunden werden, tuberkulosekranke Zwangsarbeiter und sogenannte "halbjüdische" Fürsorgezöglinge.

 

Auch vor kranken und behinderten Kindern macht die Vernichtungsaktion nicht halt. In besonderen "Kinderfachabteilungen" werden bis 1945 5.000 Säuglinge und Kleinkinder durch Vernachlässigung oder Gift ermordet.

 

Die jüdischen Anstaltsinsassen fallen einer frühen Vernichtungsaktion zum Opfer: sie werde alle, unabhängig von ihrer Krankheit oder ihrer Arbeitsfähigkeit, 1940/41 ermordet.

 

So auch Alice Matzdorf. Am 10. Februar 1941 wird sie aus der Bonner Privatklinik in die sogenannte "Zwischenstation" nach Andernach verschleppt.

 

Es ist fraglich, ob Frau Matzdorf Kontakt zu ihrem Ehemann halten kann: seit dessen KZ-Haft wohl kaum. Aber sie wird wissen, dass ihre Kinder im Januar 1936 Stadtoldendorf verlassen haben, um zu ihrer Familie (Frank) nach Berlin zu ziehen. Von dort können beide 1939 nach England emigrieren. Briefkontakt scheint noch möglich, wenn auch mit wochenlangen Verzögerungen.

 

Wohin ihre eigene Reise führen wird, das hat man Alice Matzdorf verschwiegen. Auch wird sie kaum verstanden haben, wozu man ihr nun zwischen den Schulterblättern Name, Vorname und Geburtsdatum mit Tintenstift geschrieben hat. Einen Tag später - am 11. Februar 1941 - wird Alice von der "Gemeinnützigen Krankentransport GmbH" abgeholt: in grau gestrichenen Bussen, deren Fenster ebenfalls mit Farbe verschmiert sind. Die Fahrt endet im Hinterhof der Tötungsanstalt Hadamar: über einen Schleusengang geht es ins Erdgeschoss: dort wird Frau Matzdorf in einem großen Saal vom Begleitpersonal ausgezogen. Die Opfer bekommen Militärmäntel übergehängt und werden einzeln in das Arztzimmer geführt. Auf der einen Seite sitzt ein Bürobeamter, der die Identität des Opfers feststellt, auf der anderen Seite sitzt der Arzt, der die nackten Menschen noch kurz begutachtet und sich anhand einer Liste für eine von 61 falschen Todesursachen für den Totenschein entscheidet. Anschließend werden die Opfer fotografiert und gewogen. Frau Matzdorf wartet mit bis zu 60 Patienten in einem Nebenraum. Dann wird die Gruppe von zwei Pflegern in den Keller geführt und in eine ca. 14 Quadratmeter große als Duschraum getarnte Gaskammer gezwängt.

Die Pfleger schließen die gasdichte Tür. Der Arzt betätigt den Gashahn in einem kleinen Nebenraum und leitet tödliches Kohlenmonoxyd ein. Dessen Inhalation führt zu Hör- und Sehstörungen, zu Schwindelgefühlen, zu Herzrasen und Muskelschwäche. Im Allgemeinen dämmern die Opfer vor sich hin. Manche, die die Situation erkennen, schreien, toben oder hämmern in Todesangst gegen Wände und Türen.

Nach der etwa einstündigen Betätigung der Ventilationsanlage trägt man die ineinander verkrampften Leiche aus der Gaskammer. Die vorher gekennzeichneten Toten werden zur Gehirnentnahme in den angrenzenden Sektionsraum geschafft, um anschließend ihre Gehirne zu "wissenschaftlichen Forschungszwecken" an die Uni in Frankfurt oder Würzburg zu verschicken. Mit Loren schafft man die übrigen Toten ins Krematorium: vor der Verbrennung werden ihre Goldzähne herausgebrochen.

Von Januar bis August 1941 werden allein in der Tötungsanstalt Hadamar 10.000 Menschen ermordet.

 

Frau Alice Matzdorf wird - 5 Tage vor ihrem 46. Geburtstag - am 11. Februar 1941 getötet.

 

Ihre Angehörigen werden getäuscht: ihnen wird mitgeteilt, die Patientin sei in der Irrenanstalt Cholm, Post Lublin verstorben. Die Todesurkunde wird aber nicht in Cholm, nicht in Polen, sondern von einem Verwaltungsbeamten - die Nationalsozialisten nennen ihn "Trostbriefschreiber" - in der Berliner T4-Zentrale ausgestellt.

Dieser Staatsdiener wählt als Fantasie-Todesdatum für Frau Alice Matzdorf den Geburtstag Adolf Hitlers: den 20. April.

 

Alice und Wilhelm Matzdorfs Kinder Elisabeth und Kurt-Heinz überleben den Holocaust. Elisabeth, verheiratete Duff, lebt heute in Oxford, Kurt-Heinz Matzdorf lebte in N.Y., er starb im Dezember letzten Jahres. Er ist ein international renommierter Silberschmied und Gründer der State University of N.Y. und hat zwei Söhne: James und David: James lebt ebenfalls in N.Y.; David in London.

 

Alice Matzdorf, geb. Frank, und Wilhelm Matzdorf erhalten morgen Erinnerungssteine in der Hoopstraße 7.

 

 

 

Quintessenz: Bereits seit 1930 sind die Nationalsozialisten an der Regierung des Freistaates Braunschweig beteiligt: etwa zeitgleich beginnt damit auch der Mob in Stadtoldendorf zu regieren.

 

Eine zum Sündenbock degradierte unschuldige, zuvor geachtete Minderheit trifft nun auf einen grausamen und rigorosen Verwaltungsapparat, dessen einzelne Glieder perfekt zusammenwirken. So arbeiten Gendarmerie-Wachtmeister, Bürgermeister, Kämmerer, Landrat, Finanzamt sowie staatliche und kommunale Behörden erbarmungslos Hand in Hand. Sie verfolgen paragraphentreu die Umsetzung des Sonderunrechts gegen die jüdische Bevölkerung. Die große Mehrheit der Mitarbeiter in den Ministerien und Rathäusern denkt nicht daran, die gesicherte Existenz wegen der milderen Behandlung auch nur eines einzigen Juden aufs Spiel zu setzen. Im Gegenteil: Verfügungen, Verordnungen, Erlasse, Gesetze legitimieren in den Augen der Staatsdiener jedes Verbrechen.

Mag der Bevölkerung auch nicht jede Anordnung aus dem Katalog antijüdischer Politik bekannt sein, die Auswirkungen sind überall sichtbar - so auch in Stadtoldendorf:

die jüdischen Geschäfte werden boykotiert, geschlossen oder erhalten neue Besitzer,

die Versorgung der umliegenden Dörfer ist begrenzt, da die jüdischen Kaufleute ihr Wandergewerbe aufgeben müssen,

die Gesellschafter der Weberei und ihre Familien verschwinden spurlos, auch sie verlieren Hab und Gut in Windeseile,

jüdische Mitschüler müssen die Bürgerschule verlassen,

jüdische Nachbarn leisten Zwangsarbeit, sie werden von ihren nichtjüdischen Arbeitskollegen getrennt,

in Adressbüchern tauchen jüdische Zwangsvornamen Sara und Israel auf,

ab September 1941 müssen jüdische Bürger gut sichtbar den gelben Stern tragen,

jüdische Bürger werden zum "Arbeitseinsatz" befohlen bzw. verschleppt, ihre Wohnungen versiegelt und anschließend das Inventar versteigert.

 

Diese Wende vollzieht sich in aller Öffentlichkeit: die Gesellschaft reagiert nur bedingt mit Ablehnung und Entsetzen - aber selbst in Stadtoldendorf gibt es Bürger, wenn auch sehr wenige, die zu helfen versuchen.

 

Die breite Öffentlichkeit stimmt zu oder verhält sich desinteressiert. Trotz aller boshaften und menschenverachtenden nationalsozialistischen Propaganda ist das Volk zwar nicht in Gänze zu fanatischen Antisemiten mutiert. Aber: die unterschwellige Judenfeindlichkeit, die tägliche Propaganda mit ihren allumfassenden, fortwährenden Tiraden in Film, Rundfunk und Zeitungen, und der ständige Druck, den Staat und Partei unverhohlen oder verborgen ausüben, zeigen Wirkung: sie betäuben und führen zu einer verheerenden GLEICHGÜLTIGKEIT.

 

Aber: latenter Antisemitismus und kriegsbedingte Um-sich-selbst-Besorgtheit erklären keinesfalls, warum die Leiden, die Bedrängnis und die Hoffungslosigkeit der in ständiger Angst lebenden Mitbürger nicht mehr wahrgenommen werden. Mitbürger, die sich nur aufgrund ihres Glaubens von der Mehrheit unterscheiden - aber: ist der Glaube nicht eigentlich Privatsache?

Mitbürger, die jeglicher Lebens- und Alltagsnormalität beraubt werden und die unentwegt eine brutale, nicht zu ertragende Bedrohung spüren müssen.

 

Leid und Schuld sind individuell; die Erinnerung und das lokale Gedächtnis hingegen müssen kollektiv sein. Es gilt die Erinnerung an die grausamen Wahrheiten vor Ort wach zu halten und diese (weiter) zu vermitteln. Das Erinnern und die Ehrung der Schicksale, der entsetzlichen Leidenswege der Opfer der NS-Zeit in Stadtoldendorf müssen der Mahnung dienen, dass die deutsche Gesellschaft nie wieder derart kläglich versagen darf.

 

Allerdings sind Sonntagsreden ebenso wenig hilfreich wie die Verschiebung der Verantwortung, der Verweis an Institutionen, beispielsweise an die Kommune, den Staat, die Regierung, an den Zentralrat oder eben an die Gesellschaft: getreu dem Motto: irgendjemand wird es schon richten, irgendjemand wird sich schon kümmern.

 

Aber nicht irgendjemand: vielmehr jeder einzelne von uns ist aufgerufen, jeder Form, jedem Ansatz von Antisemitismus, von Fremdenfeindlichkeit, von Diskriminierung umgehend und überall entschieden zu begegnen.

 

Jede Stammtischparole, jeder dumme Witz ist bereits im Ansatz als solche, als solcher zu entlarven.

Jenen, die die Konfrontation mit der historischen Wahrheit scheuen, sind sofort die Augen zu öffnen!

Denn: die Auseinandersetzung mit dem größten Verbrechen, das zu begehen die deutsche Gesellschaft fähig war, ist zwingend.

Dies sind wir den Opfern schuldig!  

 

 

Bevor ich meine Rede mit meiner Danksagung beende, möchte ich noch kurz auf den morgigen Ablauf der Stolpersteinlegung eingehen, zu der Sie alle recht herzlich eingeladen sind.

 

Im Faltblatt finden sie den Ablauf:

 aber auch kurze Notizen zu den 15 zu Ehrenden.

 

Treffpunkt ist der Rathausplatz.

 

Herr Gunter Demnig wird um 9 Uhr dort erwartet.

 

Die Steinlegung beginnt in der Kirchstraße 8: vor dem Fischgeschäft Voss (dort wird ein Erinnerungsstein für Paul Heinberg gesetzt),

 

es folgt die Heiße Straße 2: schräg gegenüber von Kaufhaus Rose (Louis Lindemeyer),

 

dann geht es zur Teichtorstraße 3 in der Fußgängerzone (Erna Rosenhain erhält dort einen Erinnerungsstein)

 

anschließend in die Hoopstraße 2: zum Eingangsbereich des Restaurants des Hotels "Precise Weserbergland" (dort werden Erinnerungssteine für Marianne Hilb und Gertrud Wolff gelegt)

 

es folgt die Hoopstraße 7: Einfahrt Dr. Hagenstein (dort: Erinnerungssteine für Familie Matzdorf)

dann folgt die Neue Straße 7: rechts neben der Bäckerei Engel (Erinnerungssteine für Fam. Braun)

 

anschließend die Schulstraße 4: schräg unterhalb des DRK-Kindergartens: (ein Erinnerungsstein für Dr. Richard Wolff)

 

von dort geht es zur Kellbergstraße 9 (ein Erinnerungsstein für Klara Meyer)

 

und zum Schluss in die Deenser Straße 32: schräg gegenüber vom jüd. Friedhof, in der Zufahrt "Über der Mühle"  (drei Erinnerungssteine für Fam. Stein).

 

 

 

Ich möchte mich sehr herzlich bedanken bei all jenen, die bereit waren eine Patenschaft für Stolpersteine zu übernehmen: ob nun als Institution oder als engagierte Bürgerinnen und Bürger. Herzlichen Dank dafür!

 

Vielen lieben Dank an Herrn Bürgermeister Helmut Affelt - für die wichtigen Worte seiner Vorrede.

 

Mein Dank gilt den Herren Christoph Ernesti und Günther Lilge, stellvertretend auch für all jene, die an der Realisierung des Gedenkbuches "Sie waren unsere Nachbarn" beteiligt waren.

 

Vielen lieben Dank an meine Mitstreiter, an die Initiatoren -

danke: Ute Siegeler und danke: Klaus Kieckbusch.

 

Des Weiteren möchte ich mich sehr herzlich bei Herrn Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders - nicht nur stellvertretend für die Stadt Stadtoldendorf, ihren Bediensteten und das Rathausteam - für die umfassende Unterstützung, die reibungslose Zusammenarbeit aber auch für die Ausrichtung bzw. Vorbereitung dieses Festaktes bedanken.

 

Herr Anders trägt einen nicht unerheblichen Anteil am Wandel in Richtung - ich möchte es einmal so nennen dürfen: in Richtung neuer NS-Erinnerungspolitik hier in Stadtoldendorf.

Danke für das Aufschlagen dieses wichtigen und nun ehrlicheren Kapitels!

 

Vielen herzlichen Dank an Frau Tanaka-Becker für die musikalische Gestaltung dieses Abends.

 

Vielen herzlichen Dank auch den Schülerinnen und Schülern der Homburg Haupt- und Realschule sowie den verantwortlichen Lehrkräften für ihr Mitwirken.

 

Ein ganz lieber Dank geht an Herrn Hans-Joachim Heptner, nicht nur für seine Bereitschaft, morgen Herrn Demnig sicher des richtigen Weges zu geleiten.

 

Apropos: Dank gebührt selbstverständlich Herrn Gunter Demnig: für sein außerordentliches und einmaliges Erinnerungsprojekt "Stolpersteine".

 

Und nochmals sei an dieser Stelle den Angehörigen Dank gesagt: für die besondere Ehre und das zu genießende Privileg Ihrer Teilnahme an diesem Festakt sowie an der Stolpersteinlegung selbst: herzlichen Dank an Familie Siegeler, an Familie Wolff und an David Matzdorf.

 

Last but not least: oder: doppelt oder dreifach hält einfach besser.

Ohne ihre Beharrlichkeit, ohne ihr Engagement würden wir heute Abend nicht diesen Festakt begehen können: tausend Dank, dir, liebe Ute!

 

Mein letzter Dank gilt Ihnen allen: vielen lieben Dank für Ihre Geduld und Ihre Aufmerksamkeit. DANKE."

 

© Jens Meier, 2009