07. September 1888: geboren in Stadtoldendorf
Kosmopolit, Freigeist, soziales Engagement
verheiratet (1919) mit Valeria (Wally) Lippmann (1897 - 1951): Januar 1939 nach Basel ausgewandert
Sohn: Günther (1921 - 1989): 1936 abgemeldet nach St. Gallen, Schweiz
Eltern: Gertrud, geb. Ostwald (1862 - 1942): August 1942: Deportation von Frankfurt a.M. aus ins "Altersghetto" Theresienstadt: dort verstorben am 23.08.1942 und Oscar Wolff (1855 - 1923): sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Stadtoldendorf
Schwester: Marianne Alice Hilb (1889 - 1943): Mai 1942: Deportation von Frankfurt a.M. aus in den Distrikt Lublin, dann Ghetto Izbica, 1943 in Treblinka ermordet
Schwester: Luise (Louise) Kramer (1901 - 1971[73]): geboren in Stadtoldendorf, gestorben in London, verheiratet (in Graz ?) mit Wilhelm Kramer
Schwester: Margarete Anna Wolff (1902 - 1903): ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Stadtoldendorf
Gymnasium
Besuch der Technischen Hochschule in Karlsruhe und München (Ing.)
Studium der Philologie an der Universität München und Heidelberg (in Heidelberg: Promotion)
während des Studiums Betriebsvolontär in verschiedenen Webereien und Färbereien des In- und Auslandes
im Ersten Weltkrieg: freiwillige Krankenpflege, Militärdolmetscher (Dolmetscherschule in Berlin), Ende des Krieges: Dolmetscher im Offiziersgefangenenlager in Holzminden
Rote Kreuz Medaille III. Klasse, Kriegsteilnehmer Kreuz
1919: Nachfolger seines Vaters Oscar Wolff: nun technischer Leiter und persönlich haftender Gesellschafter der Weberei A.J. Rothschild Söhne
21.03.1933 ("Tag von Potsdam": zwei Tage vor der Verabschiedung des "Reichsermächtigungsgesetzes"): Verhaftung - ohne jede Rechtsgrundlage - zusammen mit Wilhelm Matzdorf und Dr. Joseph Schoenbeck. Der Tägliche Anzeiger schreibt dazu: "Drei Direktoren der Firma A.J. Rothschild Söhne wurden am Dienstag auf kurze Zeit in Schutzhaft genommen. Die nationalen Einwohner unserer Stadt waren empört darüber, daß den Arbeitern der Firma Rothschild die angeordnete Freischicht von einigen Stunden aus Anlaß des National-Feiertages nicht gewährt werden sollte. Nachdem die Direktoren sich bereit erklärt hatten, den Feierabend entsprechend früher zu verlegen, wurden sie wieder in Freiheit gesetzt" (TAH vom 23.03.1933, S. 4)
12.08.1937: erneute Verhaftung zusammen mit den Mitgesellschaftern der Weberei A.J. Rothschild Söhne "wegen Devisenvergehens", anschließend Untersuchungshaft
27.07.1938: Beginn des Devisenschauprozesses vor dem Sondergericht in Braunschweig. Die (örtlichen) Nationalsozialisten nutzen die U-Haft, um die Weberei sowie die Liegenschaften der jüdischen Gesellschafterfamilien zu "arisieren"
03.08.1938: Verurteilung zu einem Jahr und fünf Monaten Zuchthaus sowie einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 RM (Anrechnung der U-Haft von 8 Monaten)
Verbüßung der Strafe im Zuchthaus Hameln
Dezember 1938: Ehefrau Valeria beantragt die Ausstellung von Reisepässen: die Bescheinigung der Schweizer Gesandtschaft für Richard Wolff bleibt ungeklärt aus
Jan. 1939: das Gutachten der Auswanderungsberatungsstelle nebst Visum für Bolivien und Schiffspassage ("vorgemerkt für März 1939") für Richard Wolff liegt vor. Trotz der Erfüllung sämtlicher Auflagen wird der Reisepass weiterhin verwährt
16.03.1939: Beantragung der Gestapo Dr. Richard Wolff in "Überhaft" zu nehmen; Überstellung in das Konzentrationslager Sachsenhausen
03.02.1940: verstorben im Konzentrationslager Sachsenhausen ("im Häftlingskrankenbau" an "Lungenentzündung")
Dr. Richard Wolffs Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee
In den Verhören bekräftigt Dr. Richard Wolff immer und immer wieder wahrheitsgemäß seine Unschuld.
Er betont lediglich fahrlässig gehandelt zu haben, indem er seine Unterschirft gab für Unterlagen, die ihm vom Prokuristen der Firma vorgelegt worden seien, die er aber nicht geprüft habe.
Dr. Richard Wolff bewahrt seine Würde. Er sagt, ihr wollt mich doch gar nicht! Als Jude zählt ihr mich doch gar nicht zur deutschen Volksgemeinschaft. Wie kann ich da eben zu jener zurückgewonnen werden wollen? Das macht doch gar keinen Sinn! Nach seiner Entlassung beabsichtigt Richard Wolff daher sofort auszuwandern.
Der Gefängnisdirektor: "Wolff verlässt die Anstalt in der selben inneren Haltung, in der er gekommen ist." - ein Kompliment, ein lebensgefährliches Kompliment...
Stolperstein: Schulstraße 2 (2009)