Wilhelm Matzdorf

 

26. Januar 1892: geboren in Stadtoldendorf

 

Kosmopolit, Freigeist, soziales Engagement, musische Ambitionen (Geige)

 

verheiratet (1918) mit Alice, geb. Frank (1885 - 1941): 1941 ermordet in der Tötungsanstalt Hadamar

 

Kinder: Elisabeth Duff (1920 - 2011): 1936 verzogen nach Berlin, 1939: Emigration nach England

und: Kurt-Heinz (1922 - 2008): 1936 verzogen nach Berlin, 1939: Emigration nach England

 

Eltern: Anna Wolff (1856 - 1917) und Julius Matzdorf (1855 - 1919): ihre Gräber befinden sich auf dem jüdischen Friedhof in Stadtoldendorf

 

Schwester: Hedwig Hoff (in erster Ehe: Sachs) (1886 - 1943): deportiert von Berlin aus nach Theresienstadt: dort am 06.02.1943 verstorben

 

 

humanistisches Gymnasium in Holzminden

 

1912/13: Dienstjahr beim Gardekürassierregiment in Berlin

 

bis 1914: kaufmännische Ausbildung in Paris

 

während des Ersten Weltkrieges in Frankreich, Belgien, Galizien, Polen, Russland und an der Westfront

 

Inhaber des EK I und des Frontkämpferabzeichens

 

ab 1918: technischer Leiter und persönlich haftender Gesellschafter der

Weberei A.J. Rothschild Söhne

 

21.03.1933 ("Tag von Potsdam": zwei Tage vor der Verabschiedung des "Reichsermächtigungsgesetzes"): Verhaftung - ohne jede Rechtsgrundlage - zusammen mit Dr. Richard Wolff und Dr. Joseph Schoenbeck. Der Tägliche Anzeiger schreibt dazu: "Drei Direktoren der Firma A.J. Rothschild Söhne wurden am Dienstag auf kurze Zeit in Schutzhaft genommen. Die nationalen Einwohner unserer Stadt waren empört darüber, daß den Arbeitern der Firma Rothschild die angeordnete Freischicht von einigen Stunden aus Anlaß des National-Feiertages nicht gewährt werden sollte. Nachdem die Direktoren sich bereit erklärt hatten, den Feierabend entsprechend früher zu verlegen, wurden sie wieder in Freiheit gesetzt" (TAH vom 23.03.1933, S. 4)

 

12.08.1937: erneute Verhaftung zusammen mit den Mitgesellschaftern der Weberei A.J. Rothschild Söhne "wegen Devisenvergehens", anschließend Untersuchungshaft

 

27.07.1938: Beginn des Devisenschauprozesses vor dem Sondergericht in Braunschweig. Die (örtlichen) Nationalsozialisten nutzen die U-Haft, um die Weberei sowie die Liegenschaften der jüdischen Gesellschafterfamilien zu "arisieren"

 

03.08.1938: Verurteilung zu einem Jahr und acht Monaten Zuchthaus sowie einer Geldstrafe in Höhe von 300.000 RM (Anrechnung der U-Haft von 8 Monaten)

 

Verbüßung der Strafe im Zuchthaus Hameln

 

Ende 1938: Gnadengesuch beim Generalstaatsanwalt, Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses in Stadtoldendorf (für Visum für USA erforderlich): beides wird verweigert

 

31.01.1939: Erhalt der Bescheinigung der Auswandererberatungsstelle für die Emigration nach Argentinien

 

Februar 1939: Beantragung eines Reisepasses

 

16.03.1939: Beantragung der Gestapo Wilhelm Matzdorf in "Überhaft" zu nehmen; Überstellung in das Konzentrationslager Sachsenhausen

 

18. Januar 1942: verstorben im Konzentrationslager Sachsenhausen

 

16. März 1942: Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof Berlin Weißensee

 

 

 

 

Stolperstein: Hoopstraße 7 (2009)