Gertrud "Dudu" Bloch

Gertrud "Dudu" Bloch (Foto: Privatbesitz Sch.)
Gertrud "Dudu" Bloch (Foto: Privatbesitz Sch.)

 

11. Mai 1905: geboren in Stadtoldendorf

  

Eltern: Maria Bloch, geb. Reymann (*1874) und Hans Bloch (1865 – 1913)

 

Schwestern: Bertha (1904 - 1988), Maria (1907 – 1988) und Brigitta (1908 – 1988)

 

 

1918: Umzug mit Mutter Maria und den Schwestern Bertha, Maria und Brigitta nach Potsdam

 

1920/21: zunächst Hauswirtschaftslehre, dann Lehre der Fotografie in Hirschberg und Hamburg

 

1928: erste Krisen, Stimmungen von Bedrücktheit und Resignation,

Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Leubus

 

1930: in der Heil- und Pflegeanstalt in Plagwitz

 

Obwohl Gertruds Vater Hans wahrscheinlich im Kontext der Heirat zum christlichen Glauben konvertierte und sie selbst evangelisch ist, bestimmen die Nationalsozialisten Gertrud Bloch zu einer "Halbjüdin"

 

03. Juli 1941: Verlegung in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Arnsdorf („Sammelstelle“ der „T4-Aktion“)

 

13. Januar 1942: Verlegung in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Pfafferode (Tötungsanstalt)

 

22. August 1942: ermordet, offiziell „verhungert“

 

 

Gertrud „Dudu“ Bloch wird - laut Auskunft ihrer Familie – als „schöne Frau mit roten kastanienfarbigen Haaren“ beschrieben, mit vielen musischen Interessen: sie habe Geige gespielt, habe gezeichnet, getanzt und Gedichte verfasst

 

Aus ihrem Gedichtband (1923):

 

„Am Mittag

 

Durch den blauen Sommer

Hinein ins weite Land

Zwei stille Menschen gehen (wandern)

Sie fassen sich an der Hand

 

Über die goldenen Ähren

Kaum ein Hauch hingeht

Es ist am leisen Mittag

Wo das Leben still steht.

Da rollt ein ferner Donner

Es schwankt der Erde Schoss –

Die beiden Menschen aber

Lassen los.“

 

 

„Kampf

 

Nacht ringsumher

Und Nacht in meiner Seele

Tiefschwarze Nacht

Und doch weiss ich

Da draußen ist Sonne –

Und ich suche tastend

Einen Weg aus diesem Dunkel

Einen schwach erhellten Pfad nur.

Aber da ist kein Weg

Welcher einen führen könnte –

Leere nur, und wieder Leere

Und in wilden Wahnsinnsdrange

Will die Mauern ich zertrümmern,

Die mir meine Sonne rauben

Doch da sind keine Mauern

Und ich schlage in die Leere

Wie sie lähmt die graue Weite –

Ich werde müde - -

Doch ich raffe mich zusammen

Und werfe mich zu Boden

In die Tiefe einzudringen.

Doch da ist kein Boden

Und ich sinke, sinke, sinke,

Sink in graue, graue Weiten,

Grundlos, zeitlos, grenzenlos

Und ich kann schon nicht mehr kämpfen

Und ich kann mich nicht mehr wehren,

Willenlos + wunschlos und machtlos

Folg ich - -

Da ein verzweifelter, furchtbarer Schrei –

Die Nebel weichen – ich bin frei

Sonne, Sonne!

Und ich knie nieder

Und bete.“

 

 

 

 

 

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